Auf der Jagd nach der Internationalen Raumstation ISS

 
 

Alternative zur Astronomie

Gestern hatte ich im Internet von einem Anfänger gelesen, der sein Teleskop mit einer Handelsüblichen Spiegelreflexkamera (Canon EOS 1000D) bestückte und sein Teleskop mit dem Sucher auf die ISS ausrichtete. Er gewann auf diese Art und Weise einige bemerkenswerte Fotos, ohne großen technischen Aufwand.

Das war ja der Hammer. Ich sitze abends in der Bude, weil gerade wieder mal Vollmond ist und der macht so eine spannende Sache? Ich stöberte noch etwas im Internet und stieß auf einige schöne Seiten, auf denen die Autoren von Ihren Erfolgen berichteten und allesamt hatten wirklich ansehnliche Ergebnisse erzielt.

Ich schaute bei CalSky dem Astronomischen Kalender nach, wann mit dem nächsten Überflug der ISS zu rechnen ist. Da stand für Nidderau 0:30 Uhr heute, ich starrte auf meine Computeruhr - 0:31 Uhr. Das konnte doch nicht war sein, dachte ich mir und sprang von meinem Stuhl auf. Ich rannte zum Fenster und tatsächlich da war Sie. Ich hatte die Raumstation schon oft beobachtet, aber heute war Sie besonders hell.

In der kommenden Nacht am 28.06.2010 sollte die ISS noch viermal über Nidderau vorbei ziehen. Das konnte ich mir doch nicht entgehen lassen. Allerdings war der Überflug von West nach Ost vorhergesagt, genau das war aber bei mir im Garten äußerst schlecht, da ich eher in Nord-Süd Richtung einen freien Himmel habe. Also musste ich wohl ins Vereinsheim, dort ist die Rundumsicht deutlich besser als bei mir Zuhause.

Jetzt gehts los

Am frühen Abend packte ich mein Auto und druckte mir die genauen Daten der ISS Überflüge bei CalSky aus. Ich entschied mich für mein LX200 8 Zoll, wegen der Brennweite von 2000 mm. Immerhin flog die ISS in fast 400 km Höhe und war gerade mal so groß wie ein Fußballfeld. Kaum angekommen wurde ich schon von einer Horde Stechmücken (Schnaken wie man bei uns sagt) attackiert. Aber das konnte mich jetzt nicht mehr aufhalten, ich griff zur Mückenabwehr und schmierte mich von oben bis unten ein, schließlich hatte ich ja noch die Halblangen Hosen an. Das Prozedere musste ich allerdings ein paar mal wiederholen.

Ich versuchte mich erstmal mit der LPI-Kamera von Meade (Ist eine Art Webcam), doch damit schaffte ich es in der Dämmerung noch nicht einmal ein Bild von einem Flugzeug zu erhaschen. Das war wohl noch nichts für mich. Deshalb entschied ich mich für meine EOS1000D. Die hat einen deutlich größeren Chip und dadurch wesentlich weniger Vergrößerung. Bei der LPI und dem 8 Zoll f/10 sind das 333-fach und bei der EOS nur 91-fache Vergrößerung.

Ich stellte die EOS wie im Internet empfohlen auf 800ASA und 1/1000stel Sekunde Belichtungszeit. Ich steckte einen schnellen Speicherchip und einen frisch geladenen Akku in die Kamera. Jetzt legte ich mir noch den Fernauslöser zurecht und fokussierte an einem Stern. Die Einstellung des Suchers hatte ich zuvor noch einmal abgeglichen.

Der erste Überflug verlief völlig unbemerkt, obwohl ich die ganze Zeit den Himmel beobachtete, es war wohl einfach noch zu hell. Mit bloßem Auge konnte man auch noch keine Sterne sehen. Ich übte noch ein wenig an vorbei fliegenden Flugzeugen und merkte schnell, dass die ganzen Kabel stören. Ich entfernte also schnell noch alle Kabel die ich nicht brauchte und stellte das Stativ noch etwas höher ein.

Die zweite Chance

Der nächste Überflug war für 23:21 Uhr vorher gesagt und ich war mehr als bereit. Irgendwie war die Sache spannender als Elf-Meter schießen. Schließlich hatte ich nur ein paar Sekunden um ein Bild zu erhaschen und dann musste ich wieder über 90 Minuten warten und das bei diesen den ganzen Blutsaugern.

Nun ging es endlich los, tief im Westen kam ein helles Licht auf mich zu geflogen. Ich löste alle Klemmungen und stelle den Fernauslöser auf Dauerfeuer. Jetzt machte die Kamera ein Bild nach dem Anderen, gerade so als würde man den Finger auf dem Auslöser halten. Ich führte das Teleskop mit dem Sucher nach und verfolgte die ISS bis ich Sie nicht mehr sehen konnte.

Danach musste ich mir gleich die Bilder ansehen. Leider waren die meisten etwas dunkel und unscharf, also entschied ich mich die Kamera beim nächsten Durchgang auf 1600 ASA und 1/1250stel Sekunde zu stellen. Jetzt ging auch noch der Mond auf und ich vertrieb mir die Zeit mit ein paar Mondfotos. Ich ließ dann auch die Fokussierung so stehen, da ich dachte der Mond ist immerhin näher als die Sterne und kommt vielleicht besser hin um die ISS scharf zu kriegen.

Bis zum nächsten Durchgang um 0:57 Uhr erhöhte sich die Luftfeuchtigkeit allerdings deutlich und meine Schmidt-Platte fing langsam an zu beschlagen. Einen Föhn hatte ich leider nicht mitgenommen und die Taukappenheizung hatte ich nicht angebaut. Aber jetzt war es ohnehin zu spät dafür. Noch 5 Minuten und es ging los. Diesmal klappte die Nachführung mit dem Sucher noch besser als beim ersten Mal. Allerdings war die Ausbeute an Bildern deutlich schlechter. Die feuchte Luft ließ die Raumstation zu einer verrauschten Kartoffel verschmelzen.

Fazit:

Die Sache ist Nervenkitzel pur. Wer gerne fotografiert, sollte es unbedingt einmal versuchen. Es gibt im Internet jede Menge Infos wie man es besser macht. Ich habe mir vorgenommen, das Ganze mit einem großen Dobson zu wiederholen. Damit kann man noch schneller belichten und kann besser nachführen.

Clear Skys
Astrobebo

Astrokalender: CalSky - Der Astrokalender

Alternativ: Heavens-Above