Erfahrungsbericht 16“ Astromann-Reisedobson
Vorüberlegungen
Schon seit langem habe ich mich mit dem Gedanken eines großen Gitterrohrdobson getragen. Doch wie groß ist wohl groß genug für unseren Himmel im Lichtverschmutzten Rhein-Main- Gebiet. Immer wieder hatte ich gehört, mehr als 10-12 Zoll bringt nichts mehr, da man ja doch nur die Hintergrundhelligkeit verstärkt und kein Zuwachs an Kontrast zu erwarten ist.
Eine Frage des Geldbeutels
Diese Überlegung kam meinem Geldbeutel natürlich entgegen, allerdings etwas mehr als 12 Zoll sollte es ruhig sein. So achtete ich beim letzten ITV darauf, an welchen Instrumenten ich gerade noch stehen konnte und entschied mich für einen 14 Zoll f/4 oder f/5. Dann hörte ich mich nach einem Hauptspiegel dieser Größe um. Schon nach ein paar Tagen wurde mir klar, dass der Spiegel mehr kosten würde, als ich erwartet hatte..
Zwischenzeitlich fragte ich schon mal an, was denn ein Reisedobson-Bausatz dieser Größe kosten würde. Der Reisedobson ist ein besonders kompaktes Gerät aus extrem stabilen Leimholzplatten (Multiplex). Beim Transport passt der Huth samt Fangspiegel, der Auszug, der Sucher und weiteres Zubehör in die Spiegelbox. Diese wird Ihrerseits in der Rockerbox verstaut und mit der Bodenplatte verschlossen. Lediglich die Höhenräder und die Tubusstangen müssen separat verstaut werden.
Bei den 6-8 Zoll Geräten passen sogar die Höhenräder in die Spiegelbox und komplett verpackt sind Sie sogar Handgepäck tauglich, da Sie mit 20 cm Höhe unter den Vordersitz im Flieger passen. Aber darauf kam es mir ja nicht an, ich wollte nur beim Transport zum Beobachtungsplatz möglichst viel Stauraum für andere Dinge gewinnen.
Als ich nun konkrete Gespräche über Lieferzeiten und ähnliches führte, bekam ich den Tipp, dass man derzeit in Bayern ein extrem günstigen 16 Zoll f/4,5 Spiegelsatz inkl. Auszug bekommen würde. Dem ging ich gleich nach und verliebte mich bald darauf in das gute Stück. Ich beschloss noch mal darüber zu schlafen und am nächsten Tag bestellte ich den kompletten Satz. Jetzt konnte ich auch den Bausatz aus CNC gefrästem Multiplex bestellen. Mit der Lieferzeit hatte ich wohl glück, da auch noch andere Hobbyastronomen von dem Spiegel-Schnäppchen Wind bekommen hatten und der Schreiner von Astroprodukte Nidderau gerade eine Serie 16 Zöller auflegte. Gut sechs Wochen nach der Bestellung hatte ich den Bausatz in meinen Händen. Ich hätte nie gedacht, dass in so einen kleinen Kasten ein 16 Zöller passen würde. Die transportfertige Box misst gerade mal 56x58x28 cm und findet garantiert auch in einem Kleinwagen Platz.
Die Montage
Eigentlich war ja schon alles fertig und Verleimt, allerdings musste ich die Holzteile noch ordentlich abschleifen und lackieren. Dazu muss man erst mal wieder alles zerlegen und Teil für Teil lackieren. Nach dem trocknen wurde alles wieder zusammen gebaut und die eine oder andere Schraube wieder gängig gemacht. Dann wurden noch die Tubusstangen gekürzt, damit auch der Binoansatz mitmachte. Die Stangen sind ruck zuck montiert und da alle gleich lang sind, musste ich Sie bis heute nicht markieren. Das Einstellen der Spiegel erwies sich leichter als ich dachte, offensichtlich sind auch die Holzteile Teile sehr genau gefertigt. Aber das erwartet man ja auch, wenn es heißt „CNC-gefräßt“.
First Light
Aber nun genug gebastelt, jetzt wollte ich endlich was vom Himmel sehen. Der Orion hing schon knapp über den Bäumen und Mars strahlte über den ganzen Ost-Himmel. Aber als erstes suchte ich die Überreste von 17/P Holmes auf. Mit dem blosen Auge war schon lange nichts mehr von dem Winterkometen zu sehen, selbst mit dem Fernglas konnte man nur einen Schleier erahnen. Aber durch den 16 Zöller eröffnete sich mir ein schöner länglicher Nebelfleck, der durchaus noch einen Ausflug lohnte. Nach ein paar vermutlichen Doppeltsternen im Perseus, von denen ich bisher nicht mal wusste das es Sie gab, schwenkte ich nun zum großen Orionnebel. Ich hatte keinerlei Filter vor dem 20er Pentax und es stockte mir fast den Atem. Noch nie hatte ich so viele Details im Orionnebel gesehen wie heute. Die inneren vier Sterne, welche gerne als Trapez bezeichnet werden, waren soweit offen, dass man den Eindruck hatte man könne dazwischen mit den Fingern spazieren gehen. Die Sterne im Zentrum schimmerten grün und bläulich und der Gasnebel war alles andere als trist und grau. Noch nie hatte ich den Nebel so weit ausgedehnt gesehen und dabei hatte ich noch nicht mal einen Streulichtschutz montiert. Ich freue mich jetzt schon auf die erste Nacht, wenn mein schwarzes Mäntelchen für mein neues Teleskop endlich fertig ist.
Alles in Allem kann ich sagen, dass ich die Anschaffung eines Reisedobsons nicht bereue und ich würde es sicherlich wieder tun.
Bis dahin verbleibe ich
Euer Astrobebo
Bezugsquelle: www.astromann.de